Wäschermädelbälle

In der Josefstadt kostümierten sich Adelige und das wohlhabende Bürgertum im 18. Jahrhundert als Bauern und Wäschermädel und amüsierten sich in dem seit 1660 bestehenden Gasthaus bei den Wäschermädelbällen. So wurde einer der anstrengendsten Frauenberufe verkitscht und verniedlicht. Die wirklichen Wäschermädel wurden infolge der ständigen Nässe und der schweren Lasten früh krank. Auch wehrten sich die echten Wäschermädel gegen die Imitation ihrer Bälle.

Gasthaus zur Stadt Wien Lange Gasse 15

Verein abstinenter Frauen

In der Zeltgasse 6 wurde am 9. Jänner 1902 der “Verein abstinenter Frauen“ gegründet, dem die Baronin von Langenau als erste Präsidentin vorstand. Emilie Kassowitz (1854 -1938) leitete den Verein bis 1937. In der angeschlossenen alkoholfreien Gastwirtschaft kämpfte der Verein gegen den Alkoholgenuss in jeglicher Form, jedoch ohne politische oder religiöse Ziele damit zu verfolgen. “Der Verein fördert alle öffentlichen und privaten, gegen den Alkoholgenuss gerichteten Maßnahmen und will namentlich durch die Errichtung von alkoholfreien Trinkhallen, Gastwirtschaften, Küchen und dergleichen gegen die Trinksitten und den Trinkzwang ankämpfen.” Mit Vereinsbeitritt verpflichtete man sich zu völliger Abstinenz.

Zeltgasse 6

K. u. k. Zivilmädchenpensionat

Das k. u. k. Zivilmädchenpensionat, 1786 von der Erzieherin Therese Luzac gegründet, zog 1841 in das 1838 erworbene Palais Chotek, ehemaliges Palais Strozzi, in der Josefstadt. Von 1877 bis 1878 kam es zu Erweiterungsbauten, wobei anstelle des Vordertraktes das hier heute noch bestehende zweistöckige Gebäude errichtet wurde, um Räumlichkeiten für eine öffentliche Lehrerbildungsanstalt zu schaffen. Seit der Auflassung des Pensionats waren in diesem Haus diverse Ämter untergebracht. Gegenüber dem Pensionat befand sich eine Reiterkaserne: “Besonders viele Beschwerden kamen von den vornehmen Damen und Herren, die seit 1786 das k. k. Zivilmädchenpensionat leiteten. Sie waren in Sorge um die jungen Damen aus gutem Hause. Es gab Berichte darüber, dass sich Soldaten nächtlich in das Pensionat schlichen oder dass Mädchen unerlaubt das Haus verließen, um sich mit Soldaten zu treffen.”

Josefstädter Straße 39

Beamtentöchterinstitut

1875 gegründet. Es war die einzige höhere Schule, die auch jüdische Mädchen aufnahm. Käthe Leichter besuchte diese Schule, und in ihren Erinnerungen gibt es eine sehr anschauliche Schilderung. Neben der Höheren Töchterschule, später Mädchenrealgymnasium, gab es auch eine zweijährige Handelsschule und ein Internat, das “Beamtentöchterheim”.

Derzeit Bundesbildungsanstalt für Kindergartenpädagogik. Lange Gasse 47

Mädchengymnasium für erweiterte Frauenbildung

1912 unter Marianne Hainisch als Privatschule gegründet, erhielt die Schule 1918 für die Unterstufe und 1933 für die Oberstufe Öffentlichkeitsrecht. Lange Jahre als Bundesgymnasium und Bundesrealgymnasium für Mädchen geführt, ist die Schule heute eine Bundesbildungsanstalt für Kindergartenpädagogik, mit Expositur in der Lange Gasse 47, dem ehemaligen Beamtentöchterinstitut.

Albertgasse 38

Die albertinische Wasserleitung

Maria Christina Herzogin von Sachsen-Teschen wurde als Tochter Maria Theresias und Kaiser Franz I. Stephan am 13. Mai 1742 in Wien geboren, gestorben ist sie am 24. Juni 1798 in Wien. Marie Christine hatte den Anstoß zu einer planmäßigen, erstmals größere Gebiete der Stadt versorgenden Trinkwasserleitung gegeben und den Bau testamentarisch verfügt. Sie verstarb an Cholera. Ihr Ehemann Albert Kasimir setzte ihren letzten Willen um: Die „Albertinische Wasserleitung” bildete den Auftakt zu einer Lösung der Versorgung Wiens mit sauberem Trinkwasser. Die Quellen lagen in Hütteldorf. 1804 war der Bau vollendet. Die Wasserleitung speiste insgesamt 12 öffentliche Brunnen, wie den Isisbrunnen, den einzigen gusseisernen Brunnen der Stadt.

Isisbrunnen Albertplatz

Findelhaus

1663 wurde ein Haus “für die Findel- und unerzogenen Hausarmenkinderwaisen” in der Josefstadt errichtet. Dieses Haus wurde während der Türkenbelagerung 1683 zerstört. 1788 wurde das wesentlich vergrößerte Findelhaus Alser Straße 23 und Lange Gasse 69 durch Kaiser Joseph II eröffnet. Er übernahm auch die Patenschaft für das erste uneheliche Kind, das hier zur Welt kam. Die unverheirateten Mütter mussten für ihren Aufenthalt vier Wochen lang Ammendienste leisten. Zunächst nur intern und für das allgemeine Krankenhaus wurden sie jedoch ab 1801 an wohlhabende Private vermietet. Das Findelhaus wurde zu klein: 1880 waren laut Aufzeichnungen 9.820 Kinder im Haus. 1910 wurde es geschlossen und übersiedelte in den 18. Bezirk in die Bastiengasse.

Findelhaus Alser Straße 23

Frauencafé und Frauenbuchhandlung „Frauenzimmer“

1977 von einer kleinen Gruppe Idealistinnen eröffnet, war das „Frauenzimmer“ das erste und einzige Frauencafé in Wien. Die Einrichtung entwarf die Architektin Ülküm Fürst. Erste Buchhändlerin war Jane Wegscheider Hyman. Im Jahre 2000 übersiedelte die Buchhandlung in den 7. Bezirk, wo sie 2007 nach dreißigjährigem Bestehen geschlossen wurde. Das Frauencafé gibt es immer noch. Die Baröffnungszeiten: Donnerstag und Freitag 18 bis 24 Uhr.

Frauenzimmer Lange Gasse 11 www.frauencafe.com

Wiener Frauenverlag

1980 wurde der Wiener Frauenverlag als Projekt schreibender Frauen gegründet. Barbara Neuwirth schreibt: „Zurückzuführen ist diese Gründung auf das Missbehagen von Leserinnen, die ein Ungleichgewicht zwischen ihrem Verlangen, österreichische Gegenwartsautorinnen zu lesen, und dem Angebot in den Buchhandlungen sahen. Gewiss, es gab viele Verlage damals, und inzwischen ist eine nicht unbedeutende Gruppe dazugekommen, aber außer einigen wenigen Autorinnen, die etabliert waren, waren selbst in den Sammelbänden junger, für fortschrittlich gehaltener Verlage nur wenige Beiträge von Frauen (maximal 30 %, oft aber darunter). Bei den Einzelpublikationen sah es nicht besser aus.

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